Energieeffizienz als Geschäftsmodell für Stadtwerke? – Aller Anfang ist schwer!

(c) BBH
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Dass die Energiewende nötig ist, ist gesellschaftlicher und politischer Konsens. In den letzten Jahren lag der Fokus der Energiewende insbesondere auf der Erzeugung von Energie aus erneuerbaren Quellen. Doch steht spätestens seit der Veröffentlichung des Nationalen Aktionsplans Energieeffizienz (NAPE) jedoch ein anderer Schwerpunkt auf der Agenda: Energieeffizienz.

Die Bundesregierung hat vor dem Hintergrund europäischer Vorgaben ehrgeizige Ziele formuliert. So soll der Primärenergieverbrauch im Vergleich zum Jahr 2008 bis zum Jahr 2020 um 20 Prozent und bis zum Jahr 2050 um 50 Prozent gesenkt werden.

Damit das klappt, hat die Bundesregierung zahlreiche Förderprogramme aufgelegt, um sowohl Verbraucher als auch Unternehmen und Kommunen bei der Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen finanziell zu fördern. Die Palette reicht von Zuschüssen für einen Austausch alter, ineffizienter Geräte bis zu günstigen KfW-Krediten für die energieeffiziente Sanierung von Gebäuden. Daneben bestehen noch diverse landesspezifische Förderprogramme. Bisher ist jedoch festzustellen, dass die Fördermittel längst nicht in dem Umfang abgerufen werden, wie sie zur Verfügung stehen, was nicht zuletzt mit der Unübersichtlichkeit des Angebotes zusammenhängen dürfte.

Dass die Ziele und Maßnahmen der Bundesregierung sinnvoll sind, bezweifelt niemand. Trotzdem liegt auf der Hand, dass die zunehmende Verwirklichung von Energieeffizienz die Lieferanten von Strom und Gas vor große Herausforderung stellen wird. Energieversorgungsunternehmen (EVU) müssen, um wirtschaftlich existieren zu können, mit der eingesparten Kilowattstunde ebenso Geld verdienen wie mit der verkauften! Sie tun daher gut daran, wenn sie Energieeffizienz als ein neues Geschäftsfeld begreifen, welches es frühzeitig zu besetzen gilt. Denn wer nicht mit der Zeit geht, wird mit der Zeit gehen!

Ein Vorteil lokaler EVU, insbesondere der Stadtwerke, ist, dass sie zum einem durch vorhandene Kundencenter bereits über eine Beratungsinfrastruktur verfügen und zum anderen für die Kunden als Energieverbraucher der natürliche Ansprechpartner in Sachen Energie sind. Weshalb also nicht auch in Sachen Energieeffizienz?

Was bisher fehlt, ist ein „Türöffner“, über den die Stadtwerke den Markteintritt in die Energieeffizienzberatung schaffen können.

Da aus Kundensicht das Thema Energieeffizienz zunächst immer mit Investitionen verbunden ist, die naturgemäß in der Regel gescheut werden, drängt sich insoweit geradezu auf, eine Beratung zu den Möglichkeiten einer Förderung von Energieeffizienz anzubieten. Dass insoweit Bedarf besteht, eben weil der Fördermittel-Dschungel sowohl beim Angebotsspektrum als auch bei den Voraussetzungen der unterschiedlichen Programme für den Laien undurchschaubar ist, zeigt der bisher eher zurückhaltende Abruf der Förderprogramme.

Je nach Ausgestaltung der konkreten Beratungskonditionen liegt darin eine nicht zu unterschätzende Möglichkeit, sowohl Bestandskunden an das Stadtwerk zu binden, als auch Neukunden zu akquirieren.

Ist über die Beratung zu und Vermittlung von Fördermitteln der Einstieg in die Energieeffizienzberatung geschafft, öffnen sich weitere Türen fast von selbst: Technischer Sachverstand ist vorhanden. Weshalb also nicht eine Rundum-Beratung zu möglichen Maßnahmen und möglichen Fördermitteln nebst der Begleitung der Projektumsetzung als Energie-Effizienzexperte des Bundes anbieten? Durch die Aufnahme in diese Expertenliste besteht die Möglichkeit, im Rahmen der Förderprogramme der KfW und des BAFA die Projektumsetzung zu begleiten, die Fördermittel zu beantragen und diese für den Kunden abzurufen.

Der Zug Energieeffizienz ist bereits angefahren, und es ist eine Frage der eigenen Existenzsicherung für die EVU auf diesen Zug aufzuspringen.

Ansprechpartner: Prof. Christian Held/Ulf Jacobshagen/Dr. Erik Ahnis 

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